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FORTE November / Dezember 2025, Thema

Wie eine nachhaltige Jugendarbeit im Musikverein gelingt

Alexandra Link
14. November 2025
Foto: freepik.com

Nachhaltige Jugendarbeit ist kein Selbstläufer – sie braucht Struktur, Kreativität und Teamarbeit. Alexandra Link zeigt, worauf es ankommt, wenn Musikvereine langfristig junge Menschen für das Musizieren begeistern wollen.

Marketing und Jugend sind die beiden wichtigsten Bereiche zur Zukunftssicherung eines Musikvereins. Ohne Jugend keine Zukunftsmusikerinnen und -musiker, ohne Marketing keine Kinder und Jugendlichen, die bei uns ein Instrument lernen, kein Publikum bei unseren Konzerten und sonstigen Anlässen, keine weiteren Musizierenden, die unsere Besetzung im Blasorchester ergänzen, keine fördernden Mitglieder und keine Sponsoren. Und doch werden gerade diese beiden Bereiche in unseren Vorstandsgremien vernachlässigt.

Oft wird die Jugendarbeit von nur einem Jugendleiter gestemmt. Wer in dieser Position Glück hat, hat eine Stellvertretung. Musikvereine, die die Wichtigkeit von einer guten Jugendarbeit erkannt haben, haben ein Team von mindestens fünf Personen, die sich rund um und für die Jugendarbeit einsetzen. Es gibt viel zu tun, wenn die Jugendarbeit im Musikverein nachhaltig sein soll.

Begeisterung wecken – aber richtig

Zunächst müssen Kinder und Jugendliche für das Lernen eines Instruments begeistert werden. Das gelingt schon mal nicht, wenn wir nur einmal im Jahr eine Instrumentenvorstellung z. B. in der Grundschule organisieren. Die Kinder und Jugendlichen kommen heutzutage nicht mehr so ohne Weiteres mit unseren Blas- und Schlaginstrumenten in Berührung. Wir müssen uns also mehrere Events im Jahr überlegen, um die Kinder und Jugendlichen unserer Gemeinde mit unseren Instrumenten in Berührung zu bringen – und jede Gelegenheit nutzen.

Sicher, die Instrumentenvorstellung in der Schule ist eines dieser Events. Bedenkt jedoch: Nur das Instrument zeigen, begeistert nicht. Einen Schüler recht und schlecht ein Kinderlied vorspielen zu lassen begeistert auch nicht. Und: Argumente überzeugen nicht. Weder die Kinder noch die Eltern. Deshalb sind Kinder-Musik-Mitmach-Konzerte oder Familienkonzerte so eine gute Idee. „Alle Gelegenheiten nutzen“, habe ich bereits geschrieben. Gelegenheiten sind: das Dorffest, eine Ostereiersuche, das Ferienprogramm, der Maus-Türöffner-Tag am 3. Oktober, Halloween, der Weihnachtsmarkt, ein Vorlesenachmittag mit einem musikalischen Buch wie z. B. „Ferdinand sucht seinen Ton“ usw. – alles immer inklusive Musikbegleitung und direktem Instrumenten-Kontakt versteht sich.

Eine reine Instrumentenvorstellung lockt heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Da muss schon etwas mehr passieren, z. B. coole Musik von den besten Musikerinnen und Musikern, die wir im Blasorchester haben (Kids brauchen Vorbilder). Eine musikalische Rallye durch die Gemeinde, ein Instrumentenquiz, musikalische (Geschicklichkeits-)Spiele, ein Malwettbewerb, eine Stempel-Lauf-Karte für den Instrumentenparcours… Ideen gibt es unendlich viele.

Noch bevor wir die Kinder begeistert und die Eltern zur Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag gebracht haben, gilt es, ein kluges Ausbildungskonzept auf die Beine zu stellen, eine gute Kooperation mit der Musikschule einzugehen oder ausreichend gut ausgebildete Instrumentallehrer zu organisieren. Die Stärke von uns Musikvereinen ist es, dass wir allen Zöglingen eine Perspektive bieten können: Das große Blasorchester lockt! Damit die Zukunftsmusikerinnen und -musiker jedoch dort auch ankommen, braucht es für jedes Alter ein geeignetes Jugendensemble und außermusikalische Aktivitäten.

Die Bürokratie und auch eine partnerschaftliche Elternarbeit dürfen nicht vergessen werden. Ebenso wenig die Theorieausbildung und die Vorbereitung auf die Musikerleistungsabzeichen. Das alles muss organisiert sein. Ihr seht also: Wenn ich schreibe, es braucht ein Team von mindestens fünf Personen, so ist das eher untertrieben.

10 Faktoren für nachhaltige Jugendarbeit im Musikverein

Für die gelungene nachhaltige Jugendarbeit im Musikverein gelten diese 10 Faktoren:

1.Dranbleiben

Kontinuierlich, Jahr für Jahr Kinder und Jugendliche zum Erlernen eines Instruments motivieren bzw. begeistern! Nicht nachlassen! Wir wissen, nicht jedes Samenkorn wird zur ertragreichen Pflanze. Und wir haben in den beiden Pandemie-Jahren schmerzlich erfahren, was passiert, wenn nur zwei Jahre lang eine umfassende Jugendarbeit nicht möglich ist. In den Blasorchestern fehlt uns jetzt schon die Generation dieser beiden Jahre.

2. Kooperationen

Mit Musikschulen, Schulen und den Gemeinden kooperieren (z. B. Bläserklassen). Nur so kann den sich verändernden Schulstrukturen Rechnung getragen werden. Im Hinblick auf das Schuljahr 2026/2027 ist es höchste Eisenbahn, sich in den Schulen einzubringen (Stichwort: Ganztagsförderungsgesetz!).

3. Gemeinsame Jugendkapellen

Schließt euch mit euren Nachbarvereinen zusammen, um gemeinsam euren jungen Musikantinnen und Musikanten das Orchestererlebnis von Anfang an zu bieten. Gebt den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, gemäß ihrem Ausbildungsstand in Kinderorchestern, Vororchester, Jugendkapellen zu musizieren. Das geht vielerorts nur durch Kooperationen mit Musikvereinen anderer Gemeinden.

4. Sich kümmern

Kümmert euch intensiv um eure Jugend. Animiert eure Musikerinnen und Musiker in den Vereinen, Anteil an der Jugendarbeit zu nehmen. Wichtig: Kommuniziert mit den jungen Musikanten und bindet sie von Anfang an in alle Vereinsaktivitäten ein. Bietet gemeinsame musikalische Erlebnisse von Jugendensembles mit eurem Erwachsenen-Orchester an.

5. Integration in den Musikverein

Sorgt dafür, dass sich die neuen Musikerinnen und Musiker schnell im Musikverein zurechtfinden. Benennt „Paten“, die sich jeweils intensiv um ihr „Patenkind“ kümmern, ihnen alles zeigen und ihnen die wichtigen Informationen geben. Die „Paten“ sollen Ansprechpartner für alles in der ersten Zeit im Verein oder sogar schon davor werden. Händigt den Neulingen eine Mappe mit allen wichtigen Informationen zum Verein, der Geschichte, den Mitgliedern, wiederkehrenden Gepflogenheiten, Ansprechpartner, Zuständigkeiten, Telefonlisten, Terminpläne usw. aus. Bezieht die Jugend in eure Entscheidungen ein, gebt ihnen Verantwortung und fordert die Verantwortung auch ein.

6. Außermusikalische Aktivitäten

Schweißt die Kinder und Jugendlichen in euren Bläserklassen, Vororchestern und Jugendkapellen durch außermusikalische Aktivitäten zusammen. So entstehen Freundschaften. Wenn die Freunde auch im Musikverein musizieren, hört man nicht so schnell auf. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch auch: wenn einer aufhört zu musizieren, nimmt er einige Freunde auch gleich mit.

7. Literaturauswahl

Fordert eure jungen Musikanten, aber überfordert sie nicht ständig. Ständige Unterforderung macht auch lustlos. Liebe Dirigenten: gebt euch besondere Mühe bei der Literaturauswahl! Und bedenkt: Auch unsere jungen Musikerinnen und Musiker lieben Abwechslung im Repertoire. Traut euch an Originalliteratur in den Jugendensembles und geht nicht den vermeintlich einfachen Weg über die Pop- und Filmmusik.

8. Instrumente

Gebt euren jungen Musikanten gute, ordentliche Instrumente in die Hand! Wer musiziert schon gern auf einem alten Hobel? Überlegt euch Finanzierungskonzepte für Familien mit geringerem Einkommen.

9. Lob und Anerkennung

Nicht nur die jungen Musikerinnen und Musiker sollen gelobt werden und für ihre Leistungen Anerkennung erhalten, sondern insbesondere diejenigen, die sich um die Jugendarbeit kümmern. Unterstützt die Jugend-Verantwortlichen, wo ihr könnt und vergesst auch nicht, ihnen regelmäßig zu danken! Sie sorgen dafür, dass der Verein auch in Zukunft noch besteht.

10. Motivation

Motiviert eure jungen Musikerinnen und Musiker zu den Jungmusikerleistungsabzeichen, zu Solo- und Ensemble-Wettbewerben, zu Kursen und Orchesterwochen, zum Spielen in den Kreis- und Verbandsjugendorchestern. Es kommt euch in den Vereinen zugute.

Fazit

Zum Schluss dieses Artikels möchte ich noch einmal unterstreichen, wie wichtig die Einbindung der Zöglinge in alle Vereinsaktivitäten von Anfang an ist. Wir müssen schon vor Eintritt der Jugendlichen in unsere Blasorchester eine starke Verbindung mit ihnen aufgebaut haben.

In einer Umfrage zur Zukunft der Musikvereine, die ich im Herbst 2025 durchgeführt habe, zeigt sich, dass es zu den größten Problemen in den Musikvereinen gehört, dass die Jugendlichen auch tatsächlich in unseren Erwachsenen-Orchestern ankommen. Viele Vereine klagen, dass die Jungen entweder erst gar nicht im Großen Blasorchester anfangen oder bald aufhören.

Nehmt solche Erfahrungen zum Anlass, eure Blasorchester kritisch zu hinterfragen, schonungslos zu analysieren und eure Erkenntnisse daraus in neue Ideen für die Zukunft umzusetzen. Wer die Hände mit Argumenten aus der gesellschaftlichen Außensicht in den Schoß legt, hat schon verloren. Wir müssen uns gerade wegen der gesellschaftlichen Wandlung, des übergroßen Freizeitangebotes und der immer noch zunehmenden Digitalisierung immer mehr um unsere Blasorchester kümmern und neue Konzepte entwickeln.

In der Jugendarbeit setzen wir darauf alles zu tun, damit die Kinder und Jugendlichen Freude am Musizieren haben. Dann kommen sie ins große Orchester und müssen so viele Dinge tun, die mit Musizieren, tollen Konzerten und überhaupt mit Musik nichts zu tun haben. Ich denke, vor allem die jungen Musikerinnen und Musiker haben es verdient, dass wir erstens unsere Traditionen überdenken und zweitens Argumente kommunizieren, die die Wichtigkeit von Anlässen ehrlich begründen.

Alexandra Link

Credit: Thomas Klein

Alexandra Link ist seit über 30 Jahren in der Blasmusik aktiv – als Musikerin, Netzwerkerin und Expertin für Vereinsmanagement und -marketing. Nach ihrer Tätigkeit beim De Haske-Verlag gründete sie 2015 den Kulturservice Link, mit dem sie Musikvereine und Blasorchester in Marketing- und Zukunftsfragen begleitet.

Sie spielt Piccolo im Freiburger Blasorchester, betreibt den Blasmusikblog.com und initiierte den Internationalen Blasmusik Kongress in Neu-Ulm.

Ehrenamt, Engagement, Jugend, Nachwuchsarbeit, Verein
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